grosskind
Nele Gülck: Elysion
Eröffnung: Freitag, 18. Oktober 2019, 18–22 Uhr
Ausstellung bis 11. Dezember 2019
ELYSION. VERLASSENE HEILQUELLEN
Seit Tausenden von Jahren suchen die Menschen Quellen im Norden Griechenlands auf. Ihnen wird eine heilende Wirkung zugesprochen. Im Zuge der Wirtschaftskrise wurden mehrere der staatlichen Kurbäder fluchtartig von ihren Verwaltungen verlassen und von einem auf den anderen Tag sich selbst überlassen. Heute wehen zurück gelassene Patientenakten durch die leeren Flure, wilde Hunde bewohnen die Lobby, die Hamams verfallen zunehmend und die Natur erobert sich die Anlagen langsam zurück. Seit die Quellen frei zugänglich sind, sind sie zu einer Zuflucht geworden. Hier können Lebenswelten und Freiheiten existieren, die im konservativen Norden des Landes und den umliegenden Dörfern nicht möglich sind. Pärchen verabreden sich nachts in den dampfenden Steinbecken. Jugendliche rauchen Joints und trinken Dosenbier. Bulgarische Wanderarbeiter, die während der Olivenernte in rostigen Containern leben, waschen in dem heißen Wasser ihre Wäsche. Aussteiger und Mittellose haben das letzte Mobiliar zusammengetragen und sich in den Hotelzimmern niedergelassen. Andere haben sich aus Schrott und Wellblech kleine Hütten für den Sommer gebaut.
Neben Elysion werden Arbeiten aus der Serie ORION zu sehen sein:
Die Begegnung mit den Naturelementen ist zuweilen der einzige Weg, sich von einer unbestimmten inneren Unruhe und Getriebenheit des Alltags zu befreien. In einem Schneesturm, unter einem klaren Sternenhimmel oder vor den prasselnden Flammen eines nächtlichen Lagerfeuers ist es, als könne man nach langer Zeit plötzlich wieder frei atmen. Die Macht der Natur weckt die Erinnerung an den unvoreingenommen Blick, den man als Kind hatte, an die Neugierde und die Faszination über die Welt. „Orion“ verweist auf eine frühere, ungetrübte, kindliche Reinheit. Gleichzeitig schwingt darin etwas Beunruhigendes mit: Die grundlose Tiefe eines Sees, das Dunkel des Dickichts, das Unermessliche, in dem man sich verlieren kann und gegen das man klein und schutzlos ist. Ein gleichzeitiges Gefühl von Geborgenheit und Verletzlichkeit.
Nele Gülck
Nele Gülck lebt und arbeitet in Hamburg als freie Fotografin und Bildredakteurin.
seit 2018: Bildredakteurin, Greenpeace Magazin
seit 2017: Assistentin und Schülerin in der Meisterklasse bei Ingo Taubhorn und Prof. Ute Mahler, Ostkreuzschule
2016-2018: Bildredakteurin, Spiegel Online
seit 2012: Freie Fotografin
2011-2015: Bild- und Chefredakteurin, Szene Hamburg
2012: Diplom Kommunikationsdesign/Fotografie, bei Prof. Ute Mahler, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
2005-2010: Studium Kommunikationsdesign, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
2008: Ostkreuz – Agentur der Fotografen, Assistenz und Praktikum
1999-2000: Studium Fotografie, Delaware College of Art and Design Delaware/USA
Auszeichnungen
2019: Erich-Klabunde-Preis für die Reportage „Was vom Leben übrig bleibt“ (mare No. 124) von Dimitri Ladischensky
2018: Stiftung Kunstfonds, Publikationsförderung
Von Nele Gülck ist 2019 der Bildband „Der Baum des Paradieses“ im Kerber Verlag erschienen.